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Dienstag, 17. November 2009

Coaching für Prothesenträger – Laufoptimierung mit Roman Maciejewski

Von Henri Apell

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Auf meinem Blog führe ich auch Interviews mit Kolleginnen und Kollegen aus der Coachingbranche. Ich bin sehr stark daran interessiert, in welchen Bereichen Coachings durchgeführt werden.

Meinen heutigen Interviewpartner Roman Maciejewski habe ich bei meiner NLP-Master-Ausbildung in Berlin kennen gelernt.

Er coacht und trainiert Beinamputierte, führt Phantomschmerzcoaching durch und bietet Prothesen-Gehtraining an. Er ist selbst Prothesenträger, wie Sie auf dem Bild unschwer erkennen können. Somit weiß er, wovon er spricht.

Er hat seine eigene Methode entwickelt und bietet die BFC-Methode seinen Klienten an. Darüber hinaus erzielt er im Bereich Phantomschmerz-Coaching mit der sogenannten High Density Training große Erfolge.

Was genau das ist und wie Roman Maciejewski arbeitet, das erzählt er im Interview.

 

Roman, du bist selbst seit vielen Jahren Prothesenträger und hilfst Menschen nach einer Amputation mit einem Gehtraining der besonderen Art. Wie habe ich mir das vorzustellen?

Das ist relativ einfach. Nachdem ein Klient mich kontaktiert, treffe ich mich mit ihm oder ihr (oft auch direkt im Krankenhaus) zu einem Erstgespräch. Bei diesem Erstgespräch geht es hauptsächlich darum, zu klären welche Art der Amputation vorliegt, wie und ob der Klient schon prothetisch versorgt ist etc. Weiterhin stellt sich in so einem Gespräch auch heraus, welche Ziele der Klient hat, also was er / sie bei mir erreichen will. Also im Vordergrund eine ganz normale Auftragsklärung. Was mir jedoch noch viel wichtiger ist, ist der körperliche und vor allem der mentale Zustand der Person. Hier wird schnell klar, wie motiviert der Klient ist, welche möglichen Glaubenssätze einem schnellen Lernerfolg im Wege stehen könnten, und wie die Person innerlich strukturiert ist. Ich schaffe mir einen Überblick über das was die Person jetzt nach der Amputation über sich selbst denkt usw. Ich mache mir ein Bild von der inneren Landkarte des Klienten. Oft geraten Menschen nach einer Amputation in Identitätskonflikte, und Wissen nicht ob sie der Rolle, die sie im gesellschaftlichen Miteinander haben noch gerecht werden können. Spätestens jetzt wird klar, das sich das Arbeiten mit der von mir entwickelten BFC-Methode (Body Feedback Controlling) nicht nur auf die rein physischen Prozesse des „Gehenlernens“ beschränken, sondern den Klienten als ganze Person berücksichtigt.

Nach einem solchen Erstgespräch mit der Zielformulierung und all dem oben beschrieben, geht es im weiteren Verlauf darum, einen Trainingsplan zu erstellen.

Anders als bei der physiotherapeutischen Gehschule, gibt es keine äußeren Einflüsse, die dem Klienten eine Bewegungsrichtung vorgeben (z.b. wenn der Physiotherapeut mit seinen Händen die Hüften des Amputierten umfasst, um ihn zu führen), denn so lernen Menschen nicht.

Ein altes Sprichwort sagt „Stehen kommt vor Gehen“, und genauso handhabe ich mein Training. Zuerst geht es darum, dass der Klient lernt die Prothese anzuziehen. Dieser Prozess wird täglich mehrere Male durchgeführt, sodass es zu einer Gewohnheit wird wie Zähneputzen oder Schuhe anziehen. Dann geht es darum mit der Prothese z.B. das Stehen zu lernen. Bisher denken viele Menschen, dass Stehen eine ganz normale Fähigkeit ist, doch wenn jemand amputiert ist, verändert sich z.B. automatisch die Verteilung des Gleichgewichts, sodass hauptsächlich das noch vorhandene Bein belastet wird. Im „long run“ führt das zu Überlastung der vorhanden Gliedmaße und zu einer Fehlstellung der Wirbelsäule. Und Stehen kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Hier kommt ein weiterer wichtiger Faktor der BFC-Methode hinzu. Das Lernen in gehirngerechte Etappen einzuteilen. Stell Dir vor Du lernst ein Instrument spielen. Lernst Du autodidaktisch, schleichen sich hier und da kleine Fehler ein, die später Dein Spiel beeinflussen, und irgendwann kommst Du über einen bestimmten Punkt nicht mehr hinaus. Es ist anstrengend weil du nicht die richtige Haltung deiner Hände gelernt hast. Hast Du einen guten Lehrer, der auf die Feinheiten deines Spiels achtet, korrigiert er Dich von Zeit zu Zeit, gibt Dir wichtige Hinweise und steht Dir mit seinem Wissen zur Seite. Ich zeige dem Klienten wie er steht, was er alles tut um zu stehen, stehen wird kurzzeitig zu einem sehr wichtigen Ereignis. Dann folgt die Integration des Gelernten. In einem veränderten Bewusstseinszustand erlebt der Klient dann auf der kinästhetischen Ebene (also im Gefühl) wie er sich auslotet, sodass die Gleichgewichtsverteilung auf der gesunden Seite und auf der Prothesenseite bei ca. 50% zu 50% liegt. Anhand einer Laser-Waage, kann ich diese Verteilung für den Klienten gut sichtbar machen. So kann er sein kinästhetisches Empfinden visuell sofort nachvollziehen und dieser Kausalzusammenhang (also Ursache = Wirkung) macht einiges im Lernverhalten. Und dann geht es weiter. Eine neue Übung mit der dazugehörenden kinästhetischen Referenz, und dann die Integration des gelernten. Deswegen Body Feedback Controlling Methode oder kurz BFC-Methode. Dein Körper gibt Dir ständig ein Feedback, dieses Feedback machen wir uns zunutze, denn dadurch haben wir eine Referenz, auf die wir uns beziehen können, nämlich ein GEFÜHL. 

Und was für ein tolles Gefühl ist es, endlich wieder unabhängig zu sein, die Hände wieder frei zu haben, ohne Unterarmgehstützen zu gehen….. Mit dem neuen Bein die ersten eigenen Schritte in Richtung Lebensqualität und Selbstständigkeit zu tun wird  von vielen Klienten als wahres „High Feeling“ empfunden.

Darüber hinaus bietest du auch Amputationsbegleitung an. Was genau machst du da?

Die Amputationsbegleitung ist mir ein sehr wichtiger Aspekt. Im täglichen Krankenhausstress haben die Ärzte und das Personal kaum noch Zeit, auf die Patienten einzugehen. Meist bleiben diese mit Ihren Ängsten und Sorgen allein. Niemand beschäftigt sich ohne Grund mit dem Gedanken ein Bein zu verlieren. (und das ist auch gut so) doch wenn jemandem so etwas passiert, wer beantwortet dann die aufkommenden Fragen? Die Amputationsbegleitung schafft genau da eine Brücke: Das, was Ärzte und Pflegepersonal aus vielfältigen „GRÜNDEN“ nicht leisten, leiste ich mit der Amputationsbegleitung.

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Aufklären, Mut machen und ein klares Zielmanagement. Es geht nicht darum Mitleid zu spenden, sondern Wissen aus meiner eigenen Erfahrung zur Verfügung zu stellen, um negative Gedankenspiralen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Wir sind keine Opfer, und trotz Amputation geht das Leben weiter, und ähnlich wie im Erstgespräch geht es darum, herauszufinden wie ich die Person motivieren kann, welche Möglichkeiten der prothetischen Versorgung es gibt, und vor allem mentale Hilfestellung zu geben. Hier kommt mir selbstverständlich meine NLP Ausbildung zu gute. Zu erkennen wie Menschen intern organisiert sind, um so herauszufinden wo ich den laaaaannngggen Hebel ansetzen kann, damit die Person zurück in ein selbstbestimmtes Leben geht, und nicht in ein selbstbemitleidendes.

Ich habe dich ja bei der NLP-Masterausbildung in Berlin kennen gelernt. Inwieweit fließen deine NLP-Kenntnisse und Fertigkeiten in deine Arbeit ein?

 Das Wissen darum, wie Menschen lernen, wie sie intern (mental) organisiert sind, welche vorhandenen Fähigkeiten, Glaubenssätze und Motivationsstrategien ich im Umgang mit meine Gegenüber nutzen kann, ist sehr geprägt vom NLP. (Ich hatte das Glück, von einem der besten deutschsprachigen NLP Trainieren zu lernen. Chris Mulzer hat, wie du sicherlich weißt, den von mir eingeschlagenen Weg sehr geprägt und darum möchte ich mein Wissen und meine Erfahrungen anderen Menschen weitergeben. )

Vor allem das Arbeiten mit Menschen in anderen Bewusstseinzuständen ist in der BFC-Methode eines der wirkungsvollsten Hilfsmittel. Auch in den Phantomschmerz-Coachings spielen veränderte Bewusstseinszustände eine wichtige Rolle. Menschen haben alles was sie in bestimmten Situationen brauchen bereits in sich. Es geht darum ihnen den Zugang zu ihren Ressourcen zu ermöglichen.

Du bietest ja auch Phantomschmerz-Coaching an. Was genau machst du da?

Das ist von Klient zu Klient unterschiedlich. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die fehlgeleiteten Signale, die das Gehirn an die amputierte Gliedmaße sendet, mittels visueller Hilfsmittel (z.B. eines Spiegels,) umgeleitet werden können, so dass das Gehirn lernt beim nächsten Mal die Signale auf eine neue Art zu interpretieren. In aufwändigen Untersuchungen, mittels MRT sind Versuche gemacht worden, und die Erfolge die mit der Spiegeltherapie erreicht wurden sprechen für sich. Einige Menschen sprechen besonders gut darauf an, andere eher weniger. Ich habe die Idee der „Spiegeltherapie“ aufgegriffen und sie transformiert.

Wenn ich davon ausgehe, dass Menschen alle Ressourcen in sich tragen, blieb nur die Frage, welche Ressourcen Menschen mit Phantomschmerzen benötigen. In der Spiegeltherapie bekommen wir ein kinästhesisches Ergebnis (Schmerzfreiheit), aufgrund der Manipulationen von optischen Reizen. Die nächste Frage die aufkam war, brauchen wir unbedingt ein externes Hilfsmittel (Spiegel) um diese Ergebnisse zu erreichen? Menschen sind in der Lage visuelle Halluzinationen zu erzeugen und zwar ohne Drogen, auch wenn viele diese Halluzinationen nicht als solche beschreiben! Ich spreche hier von Tagträumerei, von Phantasiereisen, von hypnotischen Phänomenen des Alltags. Also habe ich versucht meine eigenen Phantomschmerzen, mittels der HD-Methode (High Density) zu lindern, in der es darum geht in tiefer Entspannung, visuelle Konstrukte zu erzeugen, die entfernt einer Halluzination gleichen und das gleiche Ergebnis hervor bringen wie die Spiegelmethode. Ich war sehr erfolgreich. Ich habe bis heute keine Phantomschmerzen mehr, nur ab und zu noch ein kleines Zucken im Stumpf, wenn sich das Wetter schlagartig ändert.

Also habe ich in dem Phantomschmerz-Coachings die HD-Methode angewandt und gute Erfolge erzielt. Da es ein Coaching ist, geht es vor allem darum, dem Klienten die Möglichkeit zu geben, durch gezielte Fragestellung und entsprechend formulierte Sätze und Satzfragmente, seine eigenen Konstrukte erschaffen zu lassen, und so die fehlgeleiteten Interpretationen des Gehirns zu verändern. Neuronale Verknüpfungen sind der Schlüssel der in das entsprechende Loch passt.

Auf deiner Website sehe ich viele technische Möglichkeiten, die das Gehen mit einer Prothese einfacher machen. Als ich dich kennen lernte, habe ich überhaupt nicht bemerkt, dass du eine Prothese trägst. Ist dein Gang durch die besseren technischen Möglichkeiten mit der Zeit immer besser geworden? Und welche Rolle spielt es für deine Klienten, einen Prothesenträger als Coach zu haben? Also jemanden, der weiß, wovon er spricht.

 Sicherlich sind die technischen Möglichkeiten gereift und bieten den Amputierten wesentlich mehr Möglichkeiten als von 10 Jahren. Computergesteuerte Kniegelenke sind wesentlich sicherer als jene die auf rein physikalischen Gesetzen arbeiten. Doch bei all den neuen Entwicklungen im Bereich der prothetischen Versorgung ist es der Mensch, der lernen muss, die Technik auch zu nutzen, d.h. der User muss lernen wie das Kniegelenk z.b. ausgelöst wird, in welchen Situationen er sicher darauf stehen kann usw. Sicherlich, durch die moderne Technik wird die Sturzgefahr und der Laufkomfort erhöht und somit ist auch ein besseres Gangbild möglich, doch auch hier ist ein ständiges Üben zum Beispiel mit der BFC-Methode unabdingbar.

Als Prothesenträger und angelernter Orthopädiemechaniker, bin ich durch meine langjährige Erfahrung im Stande, dem Klienten den Umgang mit der Prothese nahe zu bringen. Die BFC-Methode ist aufgrund meiner eigenen Laufstrategie entstanden. Mein Glaube daran, das Fähigkeiten von anderen Menschen reproduzierbar sind, wenn das Rezept (in diesem Fall meine Laufstrategie) also der als Prozessablauf vorliegt. Es ist fast so wie beim Backen: Jeder Mensch kann Omas leckeren Kuchen backen, der uns als Kind so gut geschmeckt hat, wenn er das Rezept hat und weiß wann und wie viel von jeder Zutat hinzukommt. Und da ich wie Du oben schon erwähnt hast, ein flüssiges und fast normales Gangbild habe, lag es nahe, meine Laufstrategie unter die Lupe zu nehmen und mein Rezept für andere Amputierte nutzbar zu machen, dieses Rezept, gepaart mit Wissen über gehirngerechtes Lernen ergibt einen großen Teil der BFC-Methode.

Und gerade weil ich selbst „Betroffen“ bin (obwohl ich dieses Wort nicht mag) kann ich bestimmte Dinge, die mir Klienten in Bezug auf ihre Amputation oder ihrer Prothese sagen, viel besser nachvollziehen.

Du würdest sicherlich nicht zum Bäcker gehen um deinen Führerschein zu machen oder? Es ist vor allem sehr wichtig, dass meine Klienten sehen, was trotz meiner hohen Amputation für ein sicheres und angenehmes Gangbild möglich ist.

Wie nutzt du das Internet, um deine Angebote bekannter zu machen und an Klienten zu kommen? Gibt es z.B. auch spezielle Foren oder Blogs von Prothesenträgern?

Ich habe meine Internet-Seite und einen Service-Bereich, für den jeder eingetragene Newsletter-Leser ein eigenes Passwort bekommt. Dort kannst Du Videos von mir in verschiedenen Situationen sehen, dort bekommst Du Tipps und Tricks vermittelt, die ich in fast 34 Jahren als Beinamputierter gesammelt habe.

Ansonsten stelle ich meine Angebote wie z.B. „Im Wellness-Urlaub mit der Prothese Gehen lernen“ das erst durch die Kooperation mit dem Hilton Hotel Dortmund möglich wurde, einfach auf meine Seite laufoptimierung . Ich stelle gekürzte Videos online bei YouTube und mehr nicht. Ach ja, ich gehe in die umliegenden Krankenhäuser hier in Dortmund, und gebe auf den entsprechenden Stationen den zuständigen Personal (Ärzte und Pflegekräfte) immer wieder Flyer, die dann an die Patienten verteilt werden. Das war es mit der Werbung. Das reicht auch vollkommen aus. Da jeder meine Klienten 100 % meiner Aufmerksamkeit bekommt, kann ich nicht mehr, als max. 2 Klienten am Tag trainieren.

Vielen Dank für das ausführliche Interview, Roman.

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